essayistisches, gedichtetes, lustiges, satirisches, verwerfliches, diverses...

Mittwoch, Mai 23, 2007

Botschaft

Sei mein in der Ferne,
dass ich mich zu Dir stehlen kann,
gelegentlich.
Und vergiss nicht,
mir Briefe zu schreiben
mit alten Geschichten
und manchmal auch nur ein
"vermisse Dich".

Warte nur,
nicht mehr lang,
dann bin ich bei Dir,
und es wird sein,
was früher schon war:
nichts
oder vielleicht doch
ein wenig mehr.
-

Dieses beinahe fünf Jahre alte Gedicht habe ich vor ein paar Tagen zufällig wiedergefunden und in gewissem Sinn ist es immer noch aktuell. Ich kann mich nicht mehr dran erinnern, warum ich ausgerechnet diesen Titel gewählt habe, aber ich hielt es für unangebracht, ihn nun zu ändern.

Sonntag, Mai 20, 2007

Urknall

Als ich Dich küsste,
verschwand
mit einem Herzschlag
die Welt.
Und nichts existierte
außer uns,
als wir uns zueinander zogen,
einen Kosmos bildeten
aus gegenseitigen Illusionen,
die doch wahrer nicht sein konnten.

Dort verschwanden wir,
während die Zeit uns nacheilte,
vergebens,
denn auch das Erwachen
konnte den Moment nicht beenden,
ebenso wenig wie die Tatsache,
dass dieser Kuss
noch gar nicht war.

Donnerstag, Mai 10, 2007

Schrecksekunde

Ich fragte Dich
nach Deinen Gedanken
und bemerkte plötzlich,
dass mich die Antwort
gar nicht interessierte.

Glücklicherweise
war Dir das egal.
-

Wieder etwas altes aus meinem kleinen Büchlein. Nachdem ich mir heute ein neues kleines Büchlein gekauft habe, gibt's vielleicht bald etwas aus diesem.

Mittwoch, April 18, 2007

Entfallende Erinnerung (Remix)

Ich erinnere mich,
wie Du unter meinen Händen fielst,
mit jeder Berührung tiefer und haltloser.

Ich hätte Dir alles nehmen können,
doch ich begnügte mich mit dem,
was mich unbegreiflich kalt ließ:

Dich fallen zu lassen
Dir jeden Halt zu nehmen,
immer weiter, bis Du in mich gestürzt warst
und Dir endlich keine andere Möglichkeit mehr blieb
als Dich in mir zu suchen.

Aus lauter Verzweiflung hole ich jetzt einige alte Gedichte aus der Mottenkiste, die ich eigentlich dort belassen wollte (sollte?), aber vielleicht weckt das ja die Inspritation/Motivation vergangener Tage.

Dienstag, Juli 25, 2006

Zugfahrt

Du blickst aus dem Fenster
nach innen
der Sonne nach.

Wieder einen Weg verlassen,
Brücken eingerissen,
ungewollt.

Rückkehr ist Verrat an der Wahrheit,
Rückzug der ohnmächtige Wunsch
sich festzuhalten.

Ein neuer Anfang,
noch einmal, immer wieder.

Der Wunsch zu vergessen,
alles hinter sich zu lassen,
gräbt es nur tiefer ein
in der verletzten Erinnerung.

Weil nicht zu finden ist,
was man zu sehr sucht,
bis man aus Erschöpfung
beim Akzeptablen verbleibt.

Mittwoch, Juli 19, 2006

Erinnerungen

Ich erinnere mich,
wenn ich komme,
wenn ich gehe,
und selbst wenn ich bei Dir bin.

Denn selbst wenn ich bei Dir bin,
bin ich doch fern,
denn mein Sein ist nur Besuch
und in der Erinnerung bin ich Dir näher.

Donnerstag, Juni 22, 2006

Aus Prinzip

Dagegen zu sein,
nur aus Prinzip,
ist gar kein schlechtes Prinzip,
wenn die, die dafür sind,
gar nicht wissen,
warum sie dafür sind.

Dagegen zu sein,
nur aus Prinzip,
ist aber ein schlechtes Prinzip
wenn die, die dagegen sind,
gar nicht darüber nachdenken,
wofür sie dann eigentlich sind.
-


Während einer sehr kurzen Phase habe ich mich auch einmal an politischen und sozialkritischen Themen versucht. Mangelndes Sendungsbewusstsein und die Angst, in einen belehrenden Ton oder in Pathos zu verfallen, sorgten aber dafür, dass ich mich in diesem Bereich nicht sonderlich wohl fühlte. Dieses Gedicht ist vielleicht das beste am wenigsten missratene Werk aus dieser Phase, zumindest gefällt es mir ganz gut, wahrscheinlich, weil es nicht unbedingt vor Ernsthaftigkeit trieft.

Samstag, Juni 17, 2006

Sommererinnerungen

Kopfsteinpflasterabendsonnenlicht blinzelt mir zu
während ich meine Vagabundenweißheiten
zu Sommerliebesliedern durch die Straßen trage.
Blondes Sommersproßenlächeln strahlt über die Nasenspitzen
wenn ich Dich in meine Arme schreibe,
denn für Dich und über Euch laufen wir,
legen Bomben, flugballfangend Dich verführt.
-

Ein stilistisch für mich sehr untypisches Gedicht. Für den Außenstehenden sicherlich schwierig zu verstehen, aber eine Reminiszenz an den besten Sommer meines Lebens.

Dienstag, Juni 06, 2006

Pekinger Frühling

Dein Mandelaugenlächeln
versteckt hinter
bedachtsamen Lidschlägen,
den Kopf zu Seite,
halb beschämt,
sich abgewandt,
doch die Schulter
warm zu mir.
-

Im Versuch, mein generelles Bloggerdasein wieder zu beleben, hole ich ein weiteres Gedicht aus der Mottenkiste. Ich hoffe, es gefällt. Was das Schreiben angeht, so bin ich in den letzten Monaten ziemlich unproduktiv, zumindest im lyrischen Bereich (eine Magisterarbeit zählt wohl nicht richtig). Ein Gedicht liegt schon seit längerem auf meinem Schreibtisch und wartet darauf, vollendet zu werden. Aber die richtige Stimmung will einfach nicht eintreten. Vielleicht muss da etwas nachgeholfen werden...

Mittwoch, Dezember 14, 2005

Abschied

Zeit kommt zum Stehen
Dein feuchtes Gesicht
ein An-Sich-Ziehen
verzweifelte Nähe
der Moment gefroren

Verzögerte Wirklichkeit
ein stummer Kuss
erdrücktes Aufbäumen
Wahrheit verleugnet

Zaghaftes Einatmen
Zeit kehrt zurück
Gewissheit umfängt

Ausweichende Blicke
ein Außeinanderfließen

Berührung verliert sich

Das Gedicht gefällt mir im Moment eigentlich ganz gut, aber es ist ja auch noch sehr frisch. Drei Monate später sieht das meistens anders aus. :)
Bei einem bin ich allerdings noch unschlüssig: Die letzte Zeile mit oder ohne Artikel?